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Fokus Food: Schaffhauser Unternehmen auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem

Dec 05, 2023

Wir können nicht mehr so essen wie früher - unsere traditionelle Esskultur ist zu ressourcenintensiv. Unser Ernährungssystem muss sich ändern. Die Schaffhauser Lebensmittelspezialisten Unilever und Pronatec beteiligen sich aktiv an dieser Neuorientierung. Auch wenn sie das Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln angehen, haben sie einen gemeinsamen Nenner: Das beste Produkt für die Konsumenten zu schaffen.

"Das Ernährungssystem ist in Schieflage geraten", erklärt Bernhard Schober, Leiter von Unilever Schweiz, zu Beginn des Interviews. Rund ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Nahrungsmittelproduktion. Der Wasserverbrauch durch Anbau und Verarbeitung ist oft sehr hoch, und ein Drittel der Lebensmittel landet im Abfall. Gleichzeitig leidet ein Teil der Weltbevölkerung an Unterernährung, während Fettleibigkeit anderswo zu steigenden Gesundheitskosten beiträgt. Zu diesen Herausforderungen kommen noch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernten hinzu, die sich noch verstärken werden.


Lebensmittelhersteller wie Unilever und Pronatec sind sich heute ihrer Verantwortung für die Entwicklung eines gesunden Lebensmittelsystems bewusst und wollen eine aktive Rolle bei der Verbesserung unserer Situation spielen. Zu den Lösungen gehören nachhaltige Lieferketten, biologische Produktion, Produkte auf pflanzlicher Basis und Lebensmittel mit weniger Zucker oder Salz und mehr Ballaststoffen. "Jedes Unternehmen muss einen Weg finden, um die Herausforderungen der Produktion, der Verarbeitung und des Konsums nachhaltiger zu gestalten. Unilever hat sich offiziell zur Nachhaltigkeit verpflichtet", so Schober abschliessend. 


Am Produktionsstandort in Thayngen ist Unilever auf dem Weg. Und auch der Schaffhauser Kakaoverarbeiter Pronatec hat sich zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Seit über 45 Jahren setzt Pronatec auf Bio- und Fairtrade-Produkte, seit 2022 mit einer eigenen Produktionsstätte in Beringen.


Unilever Thayngen: "Local for Local" und das "Swiss Nutrition Manufacturing Hub".

"Als Lebensmittelhersteller haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Kunden und unserer Umwelt. Dessen sind wir uns bewusst. Und diese Verantwortung fliesst in unsere Entwicklung in Thayngen ein", sagt Bernard Schober. Schober ist seit März 2023 Geschäftsführer von Unilever Schweiz und damit verantwortlich für die rund 300 Mitarbeitenden im Business Center in Schaffhausen und in der Produktionsstätte in Thayngen. Das ehemalige "Knorri"-Werk ist nach wie vor das Herzstück von Unilever Schweiz. Hier wurde die erste abgepackte Suppe erfunden, Bouillons und abgepacktes Kartoffelpüree ("Stocki") hergestellt und vor allem das beliebte Aromat. 


Vor zehn Jahren war die Produktion in der Produktionsstätte auf den europäischen und schweizerischen Markt ausgerichtet. "Diese Strategie haben wir in den letzten Jahren angepasst", erklärt Daniel Lötscher, der seit vier Jahren als Produktionsleiter in Thayngen tätig ist. "Heute ist unsere Produktion lokal und auf den Schweizer Markt ausgerichtet. Lötscher ist überzeugt, dass Unilever damit auch die Weichen für die Zukunft gestellt hat."

Strategie der Nachhaltigkeit

"Wir wollen mit unserer Produktion in Thayngen eine umfassende Nachhaltigkeit erreichen", erklärt Bernhard Schober. "Wir wollen wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig sein." Dieses Bestreben hat die Neupositionierung von Thayngen bestimmt. "Nur wenn wir das erreichen, können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft Aromat, Stocki und Suppen in Thayngen produzieren können." Mit dem Konzept "local-for-local" verfolgt Unilever eine Strategie, die den Standort langfristig stärken wird.


Lokal bedeutet für Unilever, dass in der Schweiz produziert wird, mit möglichst vielen Schweizer Ressourcen, und dass die Produkte speziell für den Schweizer Markt konzipiert sind. Dazu gehört auch die Schweizer Flagge auf der Verpackung. "Diese "Swissness" bedeutet, dass 80 Prozent unserer Zutaten aus der Schweiz stammen. Und natürlich müssen sie unseren Qualitätsansprüchen genügen", ergänzt Daniel Lötscher. Um dies zu erreichen, pflegt Unilever Kontakte bis in die Westschweiz, wo die Kartoffeln für Stocki angebaut werden. Im Laufe seiner Geschichte hat Knorri immer wieder neue Innovationen mit seinen Produkten auf den Markt gebracht. "Wir haben unsere Arbeit mit Fachwissen, Leidenschaft und Pioniergeist gemacht", erklärt Bernhard Schober. "Unser Ziel ist es, zu vermitteln, dass unsere Produkte nicht nur gut schmecken, sondern auch vielfältig und gesund sind."


Mit dem Ansatz "local for local" verbindet Unilever sowohl einen regelmässigen Austausch mit den lokalen Behörden als auch einen engen Kontakt mit der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen. "Wann immer möglich, berücksichtigen wir bei Aufträgen lokale Lieferanten. Unser Investitionsvolumen hat grosses Gewicht", erklärt Daniel Lötscher. Das Engagement für die Region umfasst auch die Aus- und Weiterbildung von neuen Berufsleuten. "25 Prozent unserer Mitarbeitenden an den Standorten Schaffhausen und Thayngen sind unter 25 Jahre alt. Für uns ist das eine Investition in die Zukunft und in die Nachhaltigkeit", sagt Bernhard Schober. Schober und Lötscher unterstreichen ihre Verbundenheit mit der Region noch auf eine weitere Weise: Sie leben mit ihren Familien in der Region und schätzen die Vorteile eines arbeitsnahen Wohnens mit hoher Lebensqualität.


Die Strategie "local for local" trägt dazu bei, dass die Produktion in Thayngen bleibt, muss aber auch für Unilever finanziell tragbar sein. Bernhard Schober fasst zusammen: "Die ideologische Komponente allein reicht nicht aus. Wir müssen mit unserem Werk die gleichen wirtschaftlichen Kennzahlen erreichen wie andere Standorte. Aber alles deutet darauf hin, dass wir das erreichen werden."

Vom Lokalen in die Zukunft: Der Produktionsstandort Schweiz für Ernährung

Parallel zum "local for local"-Ansatz setzen Schober und Lötscher auf eine weitere Strategie, mit der sie ein zweites starkes Standbein für den Standort Thayngen entwickeln wollen. "Unser Ziel ist es, in Thayngen einen Swiss Nutrition Manufacturing Hub zu entwickeln. Wir bieten an unserem Produktionsstandort Platz für Unternehmen, die sich mit neuen Ernährungstrends und neuen Essgewohnheiten auseinandersetzen", erklärt Daniel Lötscher.


Unliever Thayngen sieht in einem solchen Hub mehrere Vorteile: Zum einen wird das Know-how gebündelt und ein Netzwerk zwischen Unternehmen mit gleichem Fokus geschaffen, zum anderen können Unternehmen auf grössere Infrastrukturinvestitionen verzichten und stattdessen von den bei Unilever frei werdenden Kapazitäten profitieren. Die Anlage in Thayngen bietet Platz für Skalierungsprojekte sowie eine Produktionsinfrastruktur mit Abfüllanlagen, Dampf, Abwasserentsorgung und so weiter. "In den letzten zwei Jahren haben wir gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung den Swiss Nutrition Manufacturing Hub positioniert und ausgerichtet", ergänzt Daniel Lötscher. "Unser Ziel im Nutrition Hub ist es, die Herausforderungen der Lebensmittelindustrie anzugehen. Gemeinsam mit Startups und neuen Unternehmen wollen wir Lösungen testen, skalieren und lernen."


Das neue Nutrition Hub stösst auf Interesse. Firmen vom Start-up bis zum etablierten Produzenten sind bereits in Kontakt. Lötscher rechnet damit, dass sich bereits im nächsten Jahr die erste Firma hier ansiedeln wird. Das Angebot selbst ist interessant und einzigartig. Wo sonst öffnet ein erfahrener Hersteller neuen Produzenten - potenziellen Konkurrenten - die Türen zu seinem Know-how, um die Zukunft der Lebensmittelindustrie positiv zu beeinflussen? In Thayngen kann ein Hub mit einem anwendungsorientierten Ökosystem entstehen, aus dem Innovation und Kooperation wachsen können. Ein Swiss Nutrition Manufacturing Hub wäre eine Chance für die ganze Region, für die Schweizer Lebensmittelindustrie und vor allem für die Schweizer Konsumenten.

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