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Hier geblieben - Auf den Spuren einer Ansiedlung

Apr 02, 2024

Ende der 1990er-Jahre war im ganzen Kanton eine Aufbruchstimmung spürbar. Nach Jahren der Krise hatte das Projekt WERS mit Standortentwicklungsmassnahmen wie der Wirtschaftsförderung erste Impulse gesetzt. Jetzt galt es, neue Unternehmen vom Schaffhauser Potenzial zu überzeugen.

«Es gab Arbeitskräfte, Büroflächen, eine Steuergesetzgebung für internationale Finanzgesellschaften und im ganzen Kanton den Willen nach Erneuerung. Wir setzten mit vereinten Kräften alles daran, neue Unternehmen von Schaffhausen zu überzeugen », blickt der erste Schaffhauser Wirtschaftsförderer, Thomas Holenstein, auf die Anfangszeit zurück. 1998 entschied sich das erste Unternehmen, Wunder-Baum aus Deutschland, für einen Produktionsstandort in Thayngen. Der Anfang war gemacht. Wenige Monate später folgte mit Tyco (seit 2016 unter dem Namen Johnson Controls tätig) das erste US-Unternehmen mit Headquarterfunktionen. Beide Unternehmen sind heute, 25 Jahren später, fest verankert im Kanton. Sie stehen als Beispiel für viele andere, die sich für Schaffhausen entschieden haben und einen relevanten Beitrag zur Wertschöpfung und zur Branchendiversifikation in der Region leisten.

Das erste US-Unternehmen kommt

Die Wirtschaftsförderung konnte im Jahr 1998 als eine der ersten grossen Ansiedlungen Tyco vom Potenzial von Schaffhausen überzeugen. Das Unternehmen war in den 1990er-Jahren ein breit diversifizierter Konzern mit rund 70 000 Mitarbeitenden weltweit und einem Umsatz von 13 Milliarden US-Dollar – im damaligen Verhältnis ein internationales Schwergewicht. Tyco war in den Bereichen Brandschutz, elektronische Sicherheitssysteme, medizinische Einwegprodukte sowie elektrische und elektronische Komponenten tätig. Die US-Gruppe wollte das Europageschäft weiter ausbauen und entschied sich für Schaffhausen als neuen Standort für die Verwaltung von Marken und Patenten: Überzeugt war man vom attraktiven Kostenrahmen, der Lebensqualität und nicht zuletzt der Unterstützung der Wirtschaftsförderung und weiterer Amtsstellen, erklärte der damalige Geschäftsführer den Entscheid gegenüber den Schaffhauser Nachrichten (Schaffhauser Nachrichten vom 1.10.1998). Die ersten zehn Mitarbeitenden kamen mit einer Ausnahme aus der Region Schaffhausen. Sie hatten bei ihrem neuen Arbeitgeber die Chance, «zu Hause» eine internationale Karriere zu starten. Und für den Standort war die Ansiedlung des Konzerns ein erster grosser Schritt in Richtung Branchendiversifikation der Schaffhauser Wirtschaft und neuer Wertschöpfung vor Ort.

«Als Marken-Manager arbeite ich in einem spannenden internationalen Umfeld – von Schaffhausen aus.» 

Evelyn Räpple, Mitarbeiterin von Johnson Controls

Das Unternehmen wächst – und teilt sich

Tyco wuchs und zog 2002 das erste Mal um: von der Schwertstrasse in grössere Räumlichkeiten direkt im Bahnhof Schaffhausen. Das mittlerweile rund 30-köpfige Team erweiterte seine Aktivitäten vor Ort mit Finanzen und Steuern. Für die Angestellten, darunter auch einige Expats und ihre Familien, war die hohe Lebensqualität und das Schulangebot vor Ort ein entscheidender Grund, ihren Lebensmittelpunkt in die Region zu verlegen. In Schaffhausen gab es attraktive Wohnangebote – in der Stadt oder auf dem Land – und eine wachsende internationale Gemeinschaft, die das Einleben vereinfachte und die Integration unterstützte. Zudem bot die neue International School Schaffhausen ISSH den Familien die Möglichkeit, die Kinder einfach einzuschulen und den international orientierten Ausbildungsweg beizubehalten. Dieses Angebot hat die Schule seit 1998 kontinuierlich ausgebaut. Heute besuchen rund 300 Kinder aus über 30 Ländern die ISSH – von der Kinderbetreuung über die obligatorische Schule bis International Baccalaureate Diploma Programme. 

2007 entstanden drei neue Unternehmen: Tyco Electronics (ab 2011 TE Connectivity) für Sensoren und Elektronikkomponenten und Tyco Healthcare (später Covidien) als neue Gesundheitssparte. Unter dem Namen Tyco blieb die Sparte Fire & Security. Das Schaffhauser Tyco Team verteilte sich auf die neuen Unternehmen. Tyco und Tyco Electronics blieben in der Stadt Schaffhausen, Tyco Healthcare gründete einen Sitz in Neuhausen am Rheinfall.

Weitere Funktionen in Schaffhausen

2009 erfolgte die Verlegung des Hauptsitzes nach Schaffhausen. Wichtig für diesen Entscheid waren gemäss Mediensprecher von Tyco die guten Erfahrungen am Standort Schaffhausen (SN vom 13.12.2008). Im Anschluss zogen weitere hochqualifizierte Arbeitskräfte nach Schaffhausen und verstärkten das Team. Sie fanden im neu renovierten Güterhof in der Stadt ihren Arbeitsplatz.

Nur wenige Monate nach der Abspaltung von Tyco übernahm Tyco Healthcare den Namen Covidien. In Neuhausen am Rheinfall beschäftigte das Unternehmen 2010 rund 70 Mitarbeitende und war vom Standort überzeugt, sodass ein weiterer Ausbauschritt folgte. Wie bei anderen international tätigen Firmen spielte die Nähe zum Flughafen eine wichtige Rolle, genauso wie die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften. «Und natürlich gefällt uns auch der Ausblick auf den Rhein sehr gut», erklärte der damalige Managing Director von Covidien gegenüber den Schaffhauser Nachrichten (SN vom 27.10.2010). 2014 wurde Covidien vom US-Medizinaltechnik-Konzern Medtronic übernommen – der Sitz in Schaffhausen blieb.

2012 erfolgte bei Tyco die Abspaltung von weiteren Geschäftsteilen: Flow Control fusionierte mit Pentair. Das Unternehmen wurde damit zum weltweit führenden Anbieter von Wasser- und Flüssigkeitslösungen, Ventilen und Steuerungen. Auch überzeugt von den attraktiven Rahmenbedingungen gründete Pentair eine Niederlassung in Schaffhausen. 2018 entstand aus Pentair eine weitere Abspaltung: die Elektrosparte nVent, die ebenfalls in Schaffhausen einen Sitz hat.

«Die Wirtschaftsförderung begleitet die neuen Unternehmen nach der Ansiedlung in Schaffhausen weiter – damit sie bleiben.»

Neue Büros – neue Firmen

Nach einem weiteren Ausbauschritt zog das Unternehmen 2013 von der Stadt Schaffhausen nach Neuhausen am Rheinfall in das neu erstellte Bürogebäude an der Victor von Bruns- Strasse. Hier gab es genug Platz für die wachsende Zahl von Mitarbeitenden und die weiteren Ausbaupläne. Denn der Standort Schaffhausen überzeugte mit dem direkten Flughafenanschluss, dem attraktiven Kostenumfeld und der hohen Lebensqualität. Nach mehreren wirtschaftskritischen Initiativen in der Schweiz verlegten verschiedene Unternehmen ihre Hauptsitze in andere Länder. Tyco informierte 2014 über diesen Schritt. Die Pläne für die Entwicklung des Unternehmens am Standort in Neuhausen am Rheinfall blieben jedoch bestehen (SN vom 5.5.2014).

Johnson Controls entsteht

2016 folgte der nächste grosse Zusammenschluss in der Unternehmensgeschichte: Mit der Fusion mit Johnson Controls entstand ein neuer multinationaler Konzern mit dem Schwerpunkt auf Gebäudetechnik und dazugehörigen Serviceleistungen. Das Unternehmen wurde zu einem Marktführer bei der Ausstattung intelligenter und nachhaltiger Gebäude. Der Standort in Neuhausen am Rheinfall blieb erhalten und wird schrittweise unter dem Namen Johnson Controls ausgebaut.

Heute beschäftigt Johnson Controls über 90 Mitarbeitende in Neuhausen am Rheinfall. Was mit dem Verwalten von Marken und Patenten begann, wurde in den letzten Jahren schrittweise erweitert. Zentrale Funktionen wie das Führungsteam für die EMEALA-Märkte (Europa, Naher Osten, Afrika und Lateinamerika) sowie verschiedene globale Centers of Excellence wie unter anderem Produkt- und Markenstrategie, Engineering und Services kamen für Johnson Controls in Neuhausen hinzu. Diese Funktionen prägen die Innovation und Zukunft von Johnson Controls stark und machen das Headquarter zu einer wichtigen Einheit innerhalb des Konzerns.

Begleiten zum Bleiben

Damit die Unternehmen Schaffhausen treu bleiben, ist die Wirtschaftsförderung auch nach der Ansiedlung im engen Kontakt. Immer wieder müssen Fragen geklärt werden, die neuen Unternehmen brauchen Kontakte zur lokalen Wirtschaft, zur Verwaltung oder Informationen für neue Mitarbeitende. Bei Veränderungen wie Ausbauprojekten oder Umstrukturierungen wird der Austausch wieder intensiviert. Ziel ist immer, die neuen Einheiten vom Standort Schaffhausen zu überzeugen, das Entwicklungspotenzial zu nutzen und die Mitarbeitenden vom Leben und Arbeiten in der Region zu begeistern. Dazu ist es zentral, dass der Kanton Schaffhausen seiner Standortpolitik seit 25 Jahren treu geblieben ist und laufend in die Rahmenbedingungen investiert.

Von der Ansiedlung zu einem Teil von Schaffhausen

Aus der Ansiedlung des Mischkonzerns Tyco im Jahr 1998 sind neben Johnson Controls zahlreiche neue Unternehmen entstanden, die heute noch in Schaffhausen tätig sind. Sie heissen nVent, Medtronic, Pentair oder TE Connectivity und beschäftigen hier über 250 Mitarbeitende. In mehr als 25 Jahren haben sie ihre Spuren hinterlassen. Zusammen mit mehreren Hundert anderen angesiedelten Unternehmen haben sie nachhaltige Wertschöpfung in die Region gebracht und über 2790 Arbeitsplätze geschaffen (per 31.12.22).

Nicht nur die neuen Unternehmen sind in den letzten 25 Jahren ein Teil von Schaffhausen geworden, sondern auch ihre Mitarbeitenden. Die Unternehmen bieten Schaffhauserinnen und Schaffhausern wie Evelyn Räpple attraktive Arbeitsplätze und sie ziehen gleichzeitig neue Arbeitskräfte an. Arbeitskräfte, die mit ihren Familien hier leben und die Kombination von attraktiven Arbeitsmöglichkeiten und hoher Lebensqualität geniessen. 

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