«Die Ölmühle soll ein Produkt aus der Region und für die Region sein.»
Ende August konnte Jakob Brütsch seine neueste Errungenschaft einweihen: die erste und einzige Ölmühle Schaffhausens. Das Projekt ist Teil des Schafuuser Puuremärkts und wurde durch die Unterstützung der Regional- und Standortentwicklung möglich gemacht.
Er ist nicht zu übersehen, der neue, schmucke Holzbau auf dem Griesbachhof der Familie Brütsch. Einst stand dort ein alter Schweinestall, wo heute Jakob «Chöbi» Brütsch Kürbiskerne zu Öl verarbeitet, das in rund 40 Hofläden gekauft werden kann. «Wir bauen schon seit 20 Jahren Ölkürbisse auf unseren Feldern an», sagt der 62-jährige Landwirt. Aus diesen stellt er Kürbiskerne zum Verzehr sowie Kürbiskernöl her. Bisher brachte Brütsch die Kerne, die zu Öl weiterverarbeitet wurden, in eine Mühle in die Westschweiz. Dies war jedoch mit langen Transportwegen verbunden. Ausserdem musste Brütsch die Mühle jeweils reservieren und konnte nur unregelmässig Öl produzieren. «Somit konnten wir unseren Kunden jeweils nur während einer kurzen Zeit frisches Öl anbieten», sagt Brütsch. Sie hätten aber ein frisches Regionalprodukt anbieten wollen, das vom Saatgut bis zum fertigen Produkt aus ihrem Betrieb stamme. Das war unter diesen Umständen jedoch nicht möglich. Deshalb standen er und seine Frau Lydia vor sieben Jahren vor der Wahl: «Entweder starten wir jetzt durch – oder wir hören auf.»
Entschieden haben sie sich für Ersteres, was innerhalb der Familie anfänglich zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern und ihren Kindern geführt habe. «Schliesslich waren aber alle überzeugt von der Idee – und packen heute auch alle mit an», sagt Brütsch. Doch bis er zum ersten Mal ein Becherlein voller grün schimmerndem, selbst gepresstem Öl kosten durfte, wurde so manches Projekt für eine eigene Ölmühle auf dem Hof verworfen. «Erst das vierte Projekt hat uns überzeugt», so Brütsch. Und sein langer Atem hat sich gelohnt: Die Ölmühle – die einzige ihrer Art in der Region – ist Brütschs ganzer Stolz.

«So kann man aus dem Verkaufsraum unseres Hofladens zuschauen, wie das frische Öl entsteht – es riecht dann auch immer herrlich nach Kürbis.»
John Zanni, Präsident von Acronis
Greater Zurich Area
Aus der Region und für die Region
Die Ölmühle ist eines von verschiedenen RSE-Teilprojekten zur Weiterentwicklung des Schafuuser Puuremärkts. Neben Geldern aus dem Generationenfonds des Kantons Schaffhausen wurde der Bau auch als Projekt zur regionalen Entwicklung vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziell unterstützt. Die Idee für das realisierte Gebäude hatte der Thaynger Zimmermann Thomas Meister. «Das Haus wird von massivem Buchenholz getragen», so Brütsch. Dieses sei eigentlich nicht als Bauholz geeignet, da es sich beim Trocknungsprozess stark verbiege. Doch Meister hatte ein neues Verfahren kennengelernt, wodurch der Bau mit massivem Buchenholz umgesetzt werden konnte. Die Zimmerarbeiten übernahm schliesslich der Merishauser Zimmermann Ivo Tognella.
«Die Ölmühle soll ein Produkt aus der Region und für die Region sein», sagt Brütsch. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, dass nicht nur Bau und Planung durch Firmen der Region ausgeführt werden, sondern auch das Material von hier stammt. Die Buchen stammen aus einem Waldstück gleich hinter dem Griesbachhof, ebenso das Lärchenholz, das die Verschalung des Hauses bildet. Und selbst die Dachkonstruktion aus Föhren stammt aus Schaffhauser Wäldern. «Die Kosten waren dadurch etwas höher. Durch Eigenleistungen haben wir die Mehrkosten aber wieder wettgemacht», erklärt Brütsch nicht ohne Stolz. Einzig die Mahlanlage und die Ölpresse stammen nicht aus der Region. Das Zusammenspiel der regionalen Akteure zur Realisation von Brütschs Vision macht die Ölmühle zu einem Vorzeigebeispiel der Regional- und Standortentwicklung.
Es riecht herrlich nach Kürbis
Seit Anfang September können Interessierte jeweils am Dienstag beim Produzieren des Öls zuschauen. Der Raum, in dem Mahl- und Pressanlage stehen, wurde mit einem grossen Fenster versehen. «So kann man aus dem Verkaufsraum unseres Hofladens zuschauen, wie das frische Öl entsteht – es riecht dann auch immer herrlich nach Kürbis», schwärmt Brütsch. Noch fehle ihm die Routine, erst wenige Pressungen habe er mit seinem Sohn Rafael vorgenommen. Doch mit dem Resultat ist er zufrieden. «Farbe, Geschmack und Konsistenz stimmen», sagt er. Schliesslich wolle er den Kunden nur ein qualitativ hochwertiges Produkt anbieten.
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