Pumpen, die die Welt bewegen
Wie ein Familienunternehmen aus Neunkirch still und kraftvoll globale Wirkung erzielt.
Dass unser Alltag läuft, haben wir vielen kleinen Pumpen zu verdanken: Ohne sie gäbe es keinen Kaffee, keine funktionierende Toilette, keine saubere Wäsche, keine Bremsen im Auto - und schon gar keine Klimaanlage in der Bahn. Sogar unser eigenes Überleben hängt von einer einzigen, hocheffizienten Pumpe ab: dem Herzen.
Plötzlich wird klar: Es gibt mehr Pumpen auf dieser Welt als Menschen. Sie arbeiten im Hintergrund – in Städten, Fabriken, Maschinen – und halten die Welt am Laufen. Gleichzeitig gehören sie zu den grössten Energieverbrauchern überhaupt. «Wenn man den Wirkungsgrad aller Pumpen um einige Prozente verbessern würde, könnten global hunderte Kraftwerke eingespart werden», erklärt Rolf Schweizer, CEO der Hidrostal Gruppe – dem Pumpenpionier aus dem Kanton Schaffhausen – und ist damit bei seinem Herzensthema angekommen: Nachhaltigkeit rund um Technologie. «Als Firmenchef einer weltweit agierenden Gruppe habe ich einen Hebel, den eine Einzelperson nicht hat. Wir können beeinflussen, ob unsere neueste Motorengeneration einen Wirkungsgrad von 92 oder 94 Prozent hat. Oder dafür sorgen, dass unsere neu entwickelten Pumpen über 80 Prozent Wirkungsgrad erzielen statt nur 50 Prozent, wie bei Low-Cost-Wettbewerbern. Das hat global betrachtet eine riesige Wirkung: Millionen Franken mehr oder weniger Umsatz, Tausende Tonnen CO₂-Einsparungen.» Seine Motivation? «Ich frage mich immer: Wo können wir mit vergleichsweise geringem Aufwand möglichst viel bewirken?» Und Hidrostal liefert: das Produktionswerk in Neunkirch mit eigener Giesserei sei praktisch CO₂-neutral. Am Standort in Frankreich installiert Hidrostal eine Solaranlage, die sogar deutlich mehr Energie produziert als das Werk benötigt. «Nächstes Jahr sind wir auch dort komplett CO₂-neutral – und können sogar andere Unternehmen mitversorgen.»

«Wenn man den Wirkungsgrad aller Pumpen um nur zehn Prozent verbessern würde, könnten hunderte Kraftwerke eingespart werden.»
Rolf Schweizer, CEO von Hidrostal
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Ein Unternehmen, das mehr macht als gefordert
«Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als verantwortungsvolle Unternehmer im Bereich Nachhaltigkeit mehr tun müssen, als von uns verlangt wird», sagt der CEO. «Über eine proaktive Haltung können wir verhindern, dass unnötige bürokratische Hürden aufgebaut werden, die viel Aufwand verursachen, unsere Wettbewerbsfähigkeit einschränken und wenig konkreten Nutzen stiften.» Und das ist bei Hidrostal keine neue Haltung, sondern gelebte Tradition seit den Anfängen
Die erste Pumpe – geboren aus einem Problem
Peru, 1950. Der 28-jährige Maschinenkonstrukteur Martin Stähle aus dem Kanton Glarus verlässt das Schiff im Hafen von Lima. Die beruflichen Aussichten in der Schweiz waren damals bescheiden, also suchte er sein Glück im Ausland. Am Hafen beobachtete er Fischer, die mit Schaufeln ihren Fang vom Boot hievten. Eine mühsame Arbeit – viele Tiere wurden beschädigt und waren für den Verkauf unbrauchbar. Da stellte sich Martin Stähle die entscheidende Frage: Wie kann man Fische effizient und schonend an Land bringen? Die Antwort lieferte er mit der ersten Fischpumpe der Welt – basierend auf der heute noch bewährten Schraubenzentrifugal-Technologie. Zügig patentierte er die Erfindung und gründete vor mittlerweile 70 Jahren das Unternehmen Hidrostal in Lima.Martin Stähle dachte weiter. Wenn Fische so transportiert werden können – warum nicht auch Kartoffeln, Bohnen oder Spinat? Produkte, die oft kilometerweit in der Lebensmittelverarbeitung unterwegs sind und dabei unbeschadet ankommen müssen. 1966 eröffnete er den zweiten Standort in Neunkirch (SH). Bis heute kamen weltweit fünf weitere Produktionsstätten hinzu – doch Neunkirch bleibt das Herzstück der Gruppe. Hier werden wichtige Entscheidungen gefällt und hochintelligente Lösungen entwickelt. «Klares Wasser pumpen kann fast jeder – dafür braucht es uns nicht», sagt Rolf Schweizer mit einem Lächeln. «Unsere Pumpen kommen vor allem in anspruchsvollen Flüssigkeits-Feststoff-Anwendungen zum Einsatz.» Das klingt technisch – ist aber oft lebenswichtig. Wenn enorme Mengen Abwasser daran gehindert werden, ungereinigt in Seen und Meere zu fliessen. Wenn bedrohte Aale nach Überschwemmungen sanft zurück ins Meer gepumpt werden – ohne dass einer zu Schaden kommt. Oder wenn in der weltweit grössten Zellulosefabrik in Brasilien Zellulosefasern drei Jahre lang rund um die Uhr in aggressiven Chemikalien und bei grosser Hitze gepumpt werden – ohne Ausfall. Und bald auch, wenn es um die nächste grosse Herausforderung unserer Zeit geht: das umweltfreundliche Recycling stetig wachsender Textilabfälle
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Grösse ist relativ – Wirkung ist entscheidend
Die grösste Hidrostal-Pumpe hat die Dimension eines LKWs – sie schafft 10'000 Liter pro Sekunde und schützt Jakarta vor Hochwasser. Die kleinste ist kaum grösser als eine Kaffeemaschine und arbeitet zuverlässig rund um den Globus in der Abwassertechnik – die Älteste sogar seit über fünfzig Jahren. «Ein hoher Wirkungsgrad über Jahrzehnte hinweg, beweist unsere Qualität», erklärt Rolf Schweizer. Denn bei Hidrostal kann jedes Bauteil nachbestellt werden. Auch noch in zwanzig Jahren. Damit verzichten wir vielleicht auf Absatz, aber unsere Produkte leben länger. Das spricht sich herum. »Dass sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschliessen, zeigt Hidrostal eindrucksvoll: 2024 erzielte das Unternehmen acht Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr – und reduzierte gleichzeitig seinen CO₂-Fussabdruck um ebenfalls acht Prozent. Auch das ist für Rolf Schweizer erst der Anfang. «Ideen für weitere Einsparpotenziale haben wir genug – und die Energie, sie umzusetzen.» Ermöglicht wird das unter anderem durch ein engagiertes Team von 150 Mitarbeitenden in Neunkirch – von den Lernenden bis zur Geschäftsleitung ziehen alle am selben Strang. Denn trotz globaler Präsenz bleibt Hidrostal, was es immer war: ein echtes Schweizer Familienunternehmen, das sich hoffentlich noch lange die wichtige Frage stellt: Wie können wir die Welt mit unseren Pumpen am Laufen halten und sie dabei immer weiter verbessern? «Solange global etwa die Hälfte des Abwassers ungeklärt in Flüsse, Seen oder Meere fliesst, wird uns die Arbeit nicht so schnell ausgehen,» ergänzt Rolf Schweizer und macht sich wieder ans Werk.
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