Handlungsanalyse Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel beschäftigt die Wirtschaft immer wie mehr. Viele Schaffhauser Unternehmen haben zunehmend Mühe, offenen Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Dieses Problem ist bei technisch-industriellen Berufe überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Um die nachhaltige Verfügbarkeit von Fachkräften im Kanton sicherzustellen, haben sich zwei Industrie- und Berufsverbände zusammengeschlossen, um gemeinsam mit der Regional- und Standortentwicklung (RSE) das Projekt «Handlungsanalyse Fachkräftemangel» durchzuführen.
Der Wirtschaftsstandort Schweiz leidet unter systematischem Fachkräftemangel. Im Jahr 2022 erreichte der Fachkräftemangel gemäss dem Fachkräftemangel Index Schweiz einen historischen Rekordwert. An allen Ecken und Enden fehlt es an Fachpersonal. Besonders bei industriell-technischen Berufen, die für den Standort Schaffhausen von zentraler Bedeutung sind, spitzt sich die Lage weiter zu. Trotzdem bleiben weiterhin Lehrstellen in der Branche unbesetzt, wo eigentlich die Fachkräfte der Zukunft ausgebildet werden sollte. In der Folge werden Lehrstellen in technischen Berufen leider auch vermehrt gar nicht mehr angeboten. Denn gerade für kleine und mittlere Betriebe lohnt sich die Ausbildung oft nicht mehr. Es besteht also sowohl ein Angebots- als auch ein Nachfrageproblem bei den technisch-industriellen Lehrberufen. Mit dem Rückgang an verfügbaren Ausbildungsmöglichkeiten schrumpft parallel dazu auch das Interesse bei der Schülerschaft an den technischen Lehrberufen – es bildet sich langsam aber sicher ein Teufelskreis.
John Zanni, Präsident Acronis

«Um die Verfügbarkeit von Fachkräften im Kanton sicherzustellen, haben sich zwei Industrie- und Berufsverbände zusammengeschlossen.»
Auslegeordnung zum dualen Bildungsweg
Um diese Herausforderung anzugehen und den dualen Bildungsweg im Kanton Schaffhausen zu stärken, wurde das Projekt «Handlungsanalyse Fachkräftemangel» angestossen. Unter der Projektträgerschaft der Verbände Swissmechanic Sektion Schaffhausen und der Industrie-Vereinigung Schaffhausen, mit Unterstützung der RSE wurden die strukturellen Probleme bei der Ausbildung von technischen Berufen im Kanton Schaffhausen untersucht.
Eine im ersten Schritt durchgeführte Befragung aller Anspruchsgruppen im Berufsbildungsbereich mit über 750 Rückmeldungen legte dabei mehrere Herausforderungen offen. Auf der Seite der Schülerschaft und ihren Bezugspersonen, wie Eltern und Lehrpersonen, waren es insbesondere die geringe Vertrautheit mit und Wahrnehmung von technischen Berufen, die als Problem identifiziert wurden. Auf der Seite der Unternehmen war es oft die fehlende Verfügbarkeit von qualifiziertem berufsbildendem Personal, die der Ausbildung von Lernenden im Weg stand. Gleichzeitig meldeten die bestehenden Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in Schaffhausen, dass ihnen zu wenig Zeit für die Ausbildung ihrer Lernenden zur Verfügung gestellt wird. Auch fühlten sie sich oft überfordert von den zunehmenden sozialen Anforderungen und ihrer Rolle als Vermittlungsperson bei Konflikten zwischen den Unternehmen, der Berufsschule und dem Lernenden selbst.
Gemeinsam Massnahmen ergreifen
Auf Basis der identifizierten Problemfelder der technischen Berufsbildung konnten zehn Gegenmassnahmen entwickelt werden. Darunter befinden sich Ideen wie eine zentrale Informationsplattform zu technischen Ausbildungen für Jugendliche und ihre Bezugspersonen oder eine Berufsbildungskonferenz als Austauschformat für die involvierten Akteure aus der Wirtschaft und dem Bildungsbereich.
Von den zehn erarbeiteten Massnahmen wurden drei durch die Projektträger priorisiert. Diese wurden danach bis ins Detailkonzept weiter ausgearbeitet. «Berufe lokal beschulen» soll in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum sicherstellen, dass die Lehrberufe mit hoher Standortrelevanz auch in Zukunft in Schaffhausen beschult werde. «Schnittstellenpflege Industrie – Schule» möchte bewirken, dass die Industrie in Schaffhausen wieder mehr Präsenz an den Volksschulen bekommt, um sich gegenüber den künftigen Fachkräften präsentieren zu können. Der «Berufsbildungsfonds» stellt einen Weg dar, wie ausbildende Unternehmen einen Teil ihrer Ausbildungskosten durch nicht-ausbildende Firmen kompensiert haben können.
Das Projekt hat aufgezeigt, welchen Stellenwert die Berufsbildung für die Zukunft Schaffhausens ist. Es ist deshalb besonders wichtig, die Ausbildungsstrukturen im Kanton zu stärken und die Herausforderungen der Zeit proaktiv anzugehen. Die Projektträger treiben die erarbeiteten Massnahmen nun voran. Mit der Veröffentlichung des Schlussberichts erhielten sämtliche Anspruchsgruppen der Schaffhauser Berufsbildung Zugang zu den gewonnenen Erkenntnissen des Projekts. Damit sind alle Akteure befähigt, sich für eine starke Schaffhauser Berufsbildung einzusetzen.
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